Das Schafjahr hier auf meinem Hof ist in diesem Jahr durch einige Schafswanderungen gekennzeichnet. Wenn ich auch nicht wirklich zwischen Sommer- und Winterweiden hin und her wandere, also keine echte Transhumanz mache, so gehen meine diesjährigen „Schafspaziergänge“ doch deutlich über die Weidewechsel hinaus, die ich jedes Jahr hier im Dorf zu Fuß mache.
Schafwanderung
Alles fing damit an, dass mir ein Freund und Obstbaumschnitt-Kollege eine seiner Obstwiesen in Badenstedt zur Beweidung anbot. Da die Fläche auf einem Lehmbuckel liegt, ist das Gras dort besonders gut. Der Nachteil ist, dass diese Fläche ca. 10 km von Bülstedt entfernt liegt. Aber da das Frühjahr schon wieder so trocken anfing wie in den letzten beiden Jahren, konnte ich dem Angebot dennoch nicht widerstehen und zäunte sie mit Elektronetzen ein.
die Schafe auf Fabians Obstwiese
Das erste Mal haben wir die Schafe dorthin mit einem Anhänger gebracht. Das war keine angenehme Aktion. Da die Mutterschafe mit ihren Lämmern immerhin eine Gruppe von über 50 Tieren bilden, musste ich dreimal fahren, und die Schafe waren nicht sehr begeistert, auf den Anhänger verladen zu werden – entsprechend unkooperativ waren sie. Alles in allem dauerte die Aktion über vier Stunden.
Obstwiesenpflege durch die Schafe
Auf der Wiese selbst verhielten sich die Schafe (fast) vorbildlich: sie ersparten meinem Kollegen Fabian durch das Abweiden das Mähen, und da sie sich zum Wiederkäuen in den Schatten unter die Bäume zurückzogen, düngten sie diese ganz nebenbei. Ganz ohne Rindeschäden ging es aber doch nicht ab – die jungen Bäume waren einfach zu lecker. Abhilfe schaffte das Einstreichen der Baumrinde mit Schafkot.
das Gras ist alle
Die unangenehme Erfahrung mit dem Hintransport per Anhänger ließ bei mir die Idee aufkommen, den Rückweg zu Fuß zu machen – immerhin haben Schafe Beine und können sich selbst fortbewegen. Mein Partner Wilhelm und ich erkundeten zunächst den besten Weg, und dabei stellte sich heraus, dass wir Straßen weitgehend vermeiden und fast ausschließlich auf Feld- und Wirtschaftswegen laufen konnten.
unterwegs
Mit reger Beteiligung von Wwoofern und Freunden, die alle Lust auf die erste Bülstedter Transhumanz hatten, ging es dann an einem wunderschönen Morgen Ende Mai los, als die Obstwiese so weit abgegrast war, dass die Schafe auf eine neue Weide mussten.
Mittagspause für die Schafe
Alles klappte wunderbar, auch wenn sich der anfängliche Schwung bei den Schafen, die noch in voller Wolle waren, bald verflüchtigte, so dass sich das Tempo deutlich verlangsamte und eine kleine Gruppe am Ende der Herde immer wieder etwas angetrieben werden musste. Aber, wir hatten eine Pause eingeplant: auf einer Naturschutzfläche auf halber Strecke konnten sowohl Treiber als auch Schafe eine ausgiebige Mittagspause machen.
Mittagspause für die Treiber
Frisch gestärkt ging es danach weiter, wenn auch nicht mit dem alten Schwung, denn die Schafe hätten ihre Mittagspause gern weiter ausgedehnt und in Ruhe wiedergekäut. Insgesamt dauerte die ganze Aktion auch nicht länger als mit dem Anhänger – dafür war sie sehr viel angenehmer. Eine kleine Video-Sequenz von unserer Transhumanz kann man sich hier anschauen.
die neue Fläche auf halber Strecke
Inzwischen konnte ich – wiederum mit Hilfe meiner Wwoofer – eine weitere Naturschutz-Fläche auf halber Strecke für die Schafe als Weide einzäunen, so dass sie hier in Zukunft einen längeren Zwischenstopp einlegen können und wir nicht die ganze Strecke auf einmal gehen müssen. Das konnten wir vor einigen Tagen ausprobieren.
2. Transhumanz
Diese zweite, kleinere Transhumanz von ca. 5 km war für die Schafe ein Klacks, und nun weiden sie auf der neuen Fläche, auf der zwar viele Binsen wachsen, daneben aber auch schmackhafes Gras und noch schmackhaftere Weidengebüsche.
beim Erkunden der neuen Weide