Dass es im Landkreis Rotenburg bereits seit einigen Jahren wieder Wölfe gibt, war mir natürlich klar. Aber dasss sie in so großer Anzahl ganz in der Nähe herumstreifen, wurde mir durch einen Beitrag in der Wümme-Zeitung vom 7. Januar sowie durch Gespräche mit ortsansässigen Jägern schlagartig bewusst.
Auf einer Drückjagd in der Feldmark des Nachbardorfes Steinfeld stöberten Jäger am 4. Januar gleich sieben Wölfe auf. Die Tiere, allesamt von ausgewachsenem Format, verhielten sich alles andere als scheu und ließen die Jäger bis auf 30 Schritte an sich herankommen. Eines der Tiere drehte sich um und betrachtete einen der Jäger in aller Ruhe, bevor sich das Rudel ohne Eile seines Weges trollte (weitere Einzelheiten dieser Begegnung sind hier nachzulesen).
Wolf, Foto: Zahkthar
Für einen Schafhalter sind das natürlich alles andere als beruhigende Nachrichten. Zwar sind die Wölfe hier in der Region zur Zeit unauffällig, was Nutztierrisse betrifft (es gab bislang lediglich mehrere, offensichtlich von Wölfen gerissene Damhirsche im Wald, der direkt an Bülstedt angrenzt). Aber ich kann mir doch nicht sicher sein, dass sie sich nicht eines Tages an meinen Schafen vergreifen. Eine Herde Schafe des Nachts auf der Weide muss für ein herumstreifendes Wolfsrudel schon sehr verlockend sein. Hinzu kommt, dass sie die menschliche Nähe offensichtlich nicht scheuen, so dass sie auch um Ortschaften nicht unbedingt einen großen Bogen machen werden (wer sich dafür interessiert, wie es um die Anzahl der Nutztierrisse in Niedersachsen bestellt ist, kann dies, ebenso wie die Entwicklung der Wolfspopulation, hier nachlesen).
Da die Situation nicht grundsätzlich neu ist, habe ich bereits im letzten Jahr damit begonnen, alle Unterlagen für einen Antrag auf finanzielle Förderung wolfsabweisender Einzäunungen zusammenzutragen und diesen Antrag um den Jahreswechsel abgeschickt. Die zuständige Behörde ist wegen zahlreicher Anträge jedoch so stark überlastet, dass die Bearbeitung wahrscheinlich Monate dauern wird. So hoffe ich, dass mir wenigstens demnächst gestattet wird, auf eigenes Risiko vorzeitig mit meinem Vorhaben zu beginnen, ohne dass dies zu einer Ablehnung des Antrags führt. Immerhin geht es um mehr als 6000 €, eine Summe, die sich mit einer Schafherde meiner Größe so leicht nicht verdienen lässt.
Schafe in der Scheune
Gar nichts zu tun, war in dieser Situation für mich aber auch keine Option oder nur eine, die zu schlaflosen Nächten geführt hätte. Die kurzfristige (vorübergehende) Lösung bestand für mich daher darin, für die Schafe provisorisch einen Bereich in meiner Scheune abzuteilen, damit ich sie über Nacht hereinholen kann. Das macht mir zwar zusätzliche Arbeit, und die Schafe sind es nicht gewohnt, da sie bislang ihr ganzes Leben auf der Weide verbracht haben. Aber es wenigstens zur Folge, dass ich wieder ruhig schlafen kann. Spätestens bis Mitte März zur Lammzeit muss ich jedoch eine andere Lösung gefunden haben, denn auf so engem Raum würde das Ablammen mit Sicherheit zu Problemen führen, da die Gefahr bestünde, dass sich die Lämmer falschen Müttern zuordnen. Das würde mir viele von ihren Müttern verstoßene Lämmer bescheren, die mit der Flasche großgezogen werden müssten – und damit zusätzliche Arbeit und Kosten.