Anfang August 2015 war das Ziel einer meiner Gartenreisen das wenig bekannte Wales. Bereits auf dem Weg zur Fähre nach Zeebrügge stand ein erster Zwischenstopp im Garten von Lily und Fried Frederix in Persingen in den Niederlanden auf dem Programm. Ihr Garten, der um das Haus, genannt „die Villa„, angelegt ist, nutzte die schönen Ausblicke in die für holländische Verhältnisse hügelige Landschaft. Besonders beeindruckend war der jüngste Gartenteil, ein Präriegarten mit großzügigen Stauden- und Gräserflächen.
Blick über den Teich zum Präriegarten des „Tuin de Villa“
Nach einer ruhigen Überfahrt mit der Nachtfähre nach Hull durchquerten wir am nächsten Tag England, um in den Norden von Wales zu gelangen. Dabei machten wir in zwei sehr unterschiedlichen Gärten Station. Beim ersten handelte es sich um Dove Cottage, eine Staudengärtnerei mit dazugehörigem Garten. Hier hatten Kim und Katie Rogers für englische Verhältnisse ungewöhnliche Stauden- und Gräswerkombinationen zusammengestellt, die einerseits „kontinentale“ Einflüsse aus niederländischen und deutschen Gärten nicht leugnen konnten, andererseits doch eine ganz eigene „wnglische“ Handschrift zeigten.
„englische“ Präriegarten-Kombination in Dove Cottage Garden
Ganz etwas Anderes fand die Gruppe dann in Henbury Hall in Cheshire vor. Inmitten eines englischen Parks mit friedlich grasenden Schafen thronte ein Landhaus im Stil von Palladios Villa Rotonda auf einer Anhöhe. Park und Küchengarten sind über die letzten Jahre mit viel Einsatz in alter Pracht wiedererstanden.
Blick in den Park von Henbury Hall
Am Abend erreichten wir dann mit Llundudno unser erstes Ziel an der Nordküste von Wales.
Von hier aus erkundeten wir in den folgenden Tagen die landschaftlich beeidnruckende Region um den Snowdonia Nationalpark und suchten hier einige Gärten auf. Bodysgallen Hall ist inzwiswchen in ein Luxushotel umgewandelt worden, doch der Garten mit einem wunderbaren Ausblick auf Conwy Castle wird immer noch hervoragend gepflegt.
Bodysgallen Hall thront hoch über seinem Garten
Vorbei am Mount Snowdon, der sich leider in Wolken hüllte, ging es zum Garten des Architekten Sir Clough Williams-Ellis, Plas Brondanw, der alle Charakteristika eines Arts & Crafts Gartens zeigte. Hier ging es nicht um Pflanzenfülle und -vielfalt, sondern in erster Linie um grüne Architektur.
Pldas Brondanw ist ein typischer Arts & Crafts Garten
Der folgende Tag bot mit dem Pflanzensammler-Garten Crûg Farm und dem zum National Trust gehörenden Bodnant Garden wieder zwei sehr unterschiedliche Gärten.
bisweilen dschungelhaft wirkte der Garten von Crûg Farm
Waren in Crûg Farm jede Menge neu eingeführter Pflanzenschätze aus Japan, Korea und Thailand zu bewundern, so beeindruckten in Bodnant Garden die Ausblicke in das Conwy-Tal genauso wie die Vielfalt seltener Gehölze, die perfekt gepflegten Pflanzflächen und die Staudenrabatten.
Bodnant Gardern ist zu Recht weit über die Grenzen von Wales hinaus bekannt
Danach durchquerten wir das ganze Land vom Norden bis an die Südküste. An der Grenze zu England schauten wir uns den zu recht berühmten Garten von Powis Castle mit seinen über 300 Jahr alten Formschnitteiben und den beeindruckenden riesigen Eibenhecken an.
Powis Castle mit seinen Terrassengärten und den Formschnitteiben aus dem 17. Jahrhundert
Am Nachmittag waren die Cambrian Mountains unser Ziel, wo wir Bill Beasdale und Chava Richman und ihre Cider-Farm Prospect Orchard besuchten. Die beiden sympathischen jungen Leute zeigten uns ihr mit viel Optimismus betriebenes Projekt und ließen uns unterschiedlichste, traditionell hergestellte Cider (Apfelweine) verkosten. Am Abend erreichten wir unser Hotel an der Südküste.
Bill zeigt der Reisegruppe die Obstwiese von Welsh Mountain Cider
Von diesem Standort aus besuchten wir den Nationalen Botanischen Garten von Wales, der auf dem Gelände der heute nicht mehr existierenden Middelton Hall errichtet wurde. Beeindruckend ist hier vor allem das zur Jahrhundertwende gebaute Glashaus des Stararchitekten Norman Foster mit einer Pflanzenkollektion aus den unterschidlichen Gebieten der Welt mit einem mediterranen Klima.
Norman Fosters Glashaus dominiert den Nationalen Botanischen Garten von Wales
In Aberglasney Garden waren die Mitreisenden vor allem dadurch beeindruckt, was hier innerhalb weniger Jahre aus dem beinahe komplett zur Ruine heruntergekommenen Landhaus neu entstanden ist. Überraschend war hier vor allem das Ninfarium, ein tropischer Garten inmitten der Maueren des alten Hauses.
Das Ninfarium im Innenhof von Aberglasney House
Am folgenden Tag hieß es, von Wales wieder Abschied zu nehmen. Auf dem Weg zum Fährhafen von Harwich in Ostengland besuchten wir mit Veddw House einen letzten privaten Garten in Wales, den die Besitzer durch fantasievoll geschnittene Hecken in unterschiedliche, beinahe labyrinthisch wirkende Räume unterteilt hatten.
Die Heckenkulisse vor dem schwarzen Wasserbecken
Eine vollkommen andere Ausstrahlung hatte der ebenfalls private englische Garten Ridleys Cheer, der durch seine Bepflanzung vor allem Gelassenheit und Ruhe ausstrahlte. Nach einem Abendessen in einem Pub in Nayland bestieg die Gruppe die Nachtfähre nach Hoek van Holland.
Sandwich-Lunch im Garten von Ridleys Cheer
Auf der Rückfahrt nach Bremen gab es am letzten Tag der Reise noch einen weiteren holländischen Garten zu sehen. Hier war es neben dem gekonnt gestalteten Garten auch die freundliche Bewirtung von Chris Bruinsma und seiner Frau, die für einen gelungenen letzten Gartenaufenthalt sorgten.
Staudenpflanzung im Garten von Chris Bruinsma