Unter dem Thema „Gärten, Schlösser, Landschaft und Kultur an der Loire“ fand meine erste diesjährige Gartenreise vom 18. bis zum 25. Mai statt. Los ging es mit dem Bus ab Bremen, und da der Weg an die Loire weit ist, haben wir den Weg zum Ziel gemacht und bereits unterwegs einige Gärten angeschaut.
Im Garten von Djoeke van Zwetselaar…
Unseren ersten Besuch machten wir im Garten von Djoeke van Zwetselaar in der Nähe von Utrecht. Frau van Zwetselaar ist Bildhauerin, und etliche Inspirationen zu ihren Tierskulpturen bezieht sie aus ihrem sehr entspannt wirkenden Garten rund um die alte Remise, die einst ihr Großvater aufgekauft und zu einem Wohnhaus umgebaut hatte. In diesem Garten wirkt nichts gezwungen, und die sorgsam arrangierten Pflanzungen erweckten den Eindruck, als wären sie ganz ohne das Eingreifen einer ordnenden Hand enstanden.
…wirkt alles ganz natürlich
Nach einer ersten Übernachtung in der historischen Altstadt von Leuven trafen wir am nächsten Tag in Senlis mit Nicola Hahn zusammen, die bereits seit einigen Jahren gemeinsam mit mir die Frankreich-Reisen organsiert und durchführt und mich mit ihren Sprach- und Landeskenntnissen unterstützt. Bevor wir unser zweites Hotel in Montargis aufsuchten, statteten wir noch den Gärten des Grand-Courtoiseau einen Besuch ab.
die Eibenhecken geben dem Garten Struktur
Hier empfing uns der Besitzer, der ein altes Landgut aus dem 17. Jahrhundert mit zugehörigem Herrenhaus instand gesetzt und vor allem auch den Garten behutsam restauriert hat und ihn gänzlich ohne den Einsatz von Pestiziden pflegt. In einem Rahmen aus perfekt geschnittenen Eibenhecken konnten wir unterschiedliche Gartenräume mit verschiedenen Themen durchwandern, wie den Italienischen Garten, den Exotischen Garten und den Obstgarten.
der Italienische Garten im Grand-Courtoiseau
Ein weiteres Herrenhaus stand am nächsten Morgen nach einer Übernachtung in Montargis auf unserem Reiseprogramm. La Javelière stammt aus derselben Epoche wie der Grand-Courtoiseau, und auch hier gab es unterschiedliche Themengärten zu bewundern, die hinter dem Herrenhaus und geschickt in den Park aus dem 19. Jahrhundert integriert waren.
der japanisch anmutende Garten in La Javelière
Ergänzt wurde das Ganze durch eine ausgedehnte Sammlung von Wildrosen, die rund um einen großen Teich auf der anderen Seite des Herrenhauses angepflanzt waren. Trotz des kühlen und etwas feuchten Wetters beeindruckte dieser Garten sehr durch seine Gestaltung.
Rosa harisonii in der Wildrosensammlung
Weiter ging es in die Sologne zum Jardin de Chantal, der allein aufgrund seiner bescheideneren Größe aber auch wegen seiner sehr persönlichen Gestaltung einen Kontrast zu den beiden bislang besuchten Domänengärten darstellte. Die Besitzerin, Chantal, hat auf einer Fläche von 2400 m² mehr als eintausend Pflanzenarten und -sorten versammelt, darunter über 200 Rosensorten.
im verwunschenen Jardin de Chantal
Das prägende Element in ihrem Garten stellten um diese Jahreszeit die zahlreichen Schneeballarten und -sorten dar. Chantals Garten ist – nicht zuletzt weil auch sie gänzlich auf chemische Pflanzenschutzmittel verzichtet – ein Paradies für zahlreiche Vogelarten, die unseren Besuch mit ihrem Gesang untermalten.
einer der zahlreichen Schneebälle
Bevor wir unser Hotel in Saumur aufsuchten, begaben wir uns noch auf eine Weinprobe zur Domaine de Montcy, wo Laura Semeria nach biodynamischen Grundsätzen typische Weiß-, Rot- und Schaumweine der Loire produziert und uns den jährlichen Zyklus der Reben erläuterte sowie die Prinzipien der Weinherstellung. Eine Besonderheit war ihr AOC Cour Cheverny aus der autochthonen Weißweinrebsorte Romorantin, die ausschließlich in dieser Region auf nicht mehr als 60 ha ihre weltweite Anbaufläche hat. Neben Wein stellt Laura Konfitüren aus zahlreichen Früchten her, die sie aus unterschiedlichsten Regionen Frankreichs bezieht, wobei sie Wert darauf legt, dass es sich ebenfalls ausschließlich um biologisch produzierte Früchte handelt.
Laura Semeria erläutert uns den biodynamischen Weinanbau
Von Saumur aus, wo die Lage unseres Hotels direkt in der Altstadt es uns erlaubte, nach dem Abendessen noch Spaziergänge durch die Stadt oder hinauf zum Schloss zu unternehmen, unternahmen wir die nächsten vier Tage Ausflüge zu weiteren Gärten entlang der Loire.
Blick auf die Loire vom Schloss in Saumur
Als erstes standen die weltberühmten Garten des Schlosses Villandry auf unserer Agenda. Die Gärten, die 1906 von Dr. Jochim Cavallo zum Teil nach historischem Vorbild neu angelegt und von seinen Nachfahren erweitert wurden, präsentierten sich in einem makellosen Pflegezustand.
der Potager nach alten Vorlagen
Erfreulich, dass auch der Potager, der formale Küchengarten, der direkt aus dem architektonischen Buch Les plus excellents Bastiments de France von Du Cerceau aus dem 16. Jahrhundert zu stammen scheint, inzwischen komplett organisch bewirtschaftet wird.
Detail des Küchengartens
Nach diesem Gartenbesuch konnten wir uns auf dem Ziegenhof Le Vazereau vergewissern, dass die französische Käsekultur ihren ausgezeichneten Ruf zu Recht besitzt. Gatien Laurent Vazereau zeigte uns nicht nur seine Ziegen, die sich offensichtlich sehr wohl fühlten, sondern erläuterte uns auch die Besonderheiten des herkunftsgeschützten Sainte Maure de Touraine, eines Rohmilch-Ziegenkäses in Rollenform mit dem charakteristischen Strohhalm im Zentrum.
die Ziegen von Le Vazereau
Danach ließ er uns seine köstlichen Produktionen ausgiebig verkosten. Außerdem erfuhren wir ganz nebenbei, dass die Tradition der Ziegenhaltung und Käsebereitung in dieser Region auf die Araber zurückgeht, die hier nach der Niederlage ihres Heeres im Jahr 732 bei Poitiers ihre Frauen und Haustiere zurückließen und aus deren Sprache sich wahrscheinlich auch der Familienname der Hofbetreiber ableitet.
die Ziegenkäsespezialitäten von Le Vazereau konnten auch Skeptiker überzeugen
Im Park und in den Gärten des Château du Riveau stellten Rosen und Märchen die Hauptthemen dar. In 14 Märchengärten, wie dem Gemüsegarten von Gargantua, dem Garten von Rapunzel und dem Zauberwald wurden die Themen traditioneller Märchen und fantastischer Erzählungen facettenreich umgesetzt.
fantasievolle Figuren bevölkern die Märchengärten von Château du Rivau
Die über 450 Rosensorten waren leider noch nicht auf dem Höhepunkt ihrer Blütezeit, doch konnten wir bereits einigen Nasen voll der köstlichen unterschiedlichsten Rosendüfte genießen und uns an der Bepflanzung aus Stauden und Zwiebelpflanzen erfreuen.
Eremurus macht den Schlosstürmen Konkurrenz
Der folgende Tag war ganz dem Internationalen Gartenfestival von Chaumont sur Loire gewidmet und reichte doch kaum aus, um hier alles zu sehen. Vor der Kulisse des historischen Loire-Schlosses präsentierten sich die Ausstellungsgärten, die in diesem Jahr unter dem Motto „Paradies“ standen, und zahlreiche Interpretationen dieses Begriffes boten. Das Ausstellungsgelände präsentierte sich in einem mehr als perfekten Pflegezustand, doch wurde unser Erleben dadurch getrübt, dass wir Zeuge wurden, auf welche Weise dieser Zutand offenbar erreicht wird: die Begleitpflanzungen werden vollständig in Kunststoff-Gewebesäcken vorkultiviert und bei Bedarf ausgelegt und wieder eingesammelt. Dieses alles andere als nachhaltige Zugeständnis an einen minimalen Pflegeaufwand vor Ort ist nur unter Einsatz von enormen Mengen Kunststoff möglich und stand im Widerspruch zur Problematisierung des Themas „Plastik“ in einem der Ausstellungsgärten.
einer der Ausstellungsgärten problematisierte das Thema Plastik
Versöhnt wurden wir durch den wunderschönen Park rund um das Schloss mit Blick auf die Loire und einem beeindruckenden Baumbestand, der zahlreiche Landart-Kunstwerke beherbergt.
im Park von Chaumont
Am nächsten Morgen wurde es mit dem Besuch der Pilzhöhle Le Saut aux Loups noch einmal kulinarisch. Hier erfuhren wir nicht nur viele interessante Einzelheiten zur Pilzkultur, sondern auch viele Details zur Gewinnung des Kalksteins, aus dem an der Loire Schlösser, Kirchen und Häuser gebaut sind.
Erläuterungen zum Abbau von Kalkstein
Nach einer Mittagspause in Tours statteten wir dem weltberühmten Schloss Chenonceau mit den Gärten von Katharina de Medici und Diane de Poitiers, dem Park mit dem Labyrinth und dem Blumen- und Gemüsegarten einen Besuch ab.
Blick über den Garten von Diane de Poitiers auf das Schloss
Die einmalige Lage dieses in harmonischen Proportionenerbauten Schlosses als Brücke über dem Cher übt auf Besucher einen unwiderstehlichen Reiz aus.
Am nächsten Tag machten wir uns wieder auf den Rückweg in Richtung Deutschland und besuchten als letzten französischen Gaten den Jardin de Roquelin. Hier in seinem Garten voller üppiger Rosensträucher und Stauden, belebt von zahlreichen gefiederten Bewohnern, empfing uns Besitzer Stephane Chassine gastfreundich mit einem Picknick.
der Rad schlagende Pfau passt harmonisch zur Bepflanzung
Sandwiches, Käse, selbstgebackene Pithiviers-Torte und ein Glas Wein sorgten für einen rundum angenehmen Aufenthalt an diesem wahrhaft paradiesischen Ort.
Picknick im Jardin Roquelin
Nach einer letzten Zwischenübernachtung in Metz stand als letzte Station unserer Reise der Garten Hortvs von Peter Janke auf unserem Programm. Ganz offensichtlich angeregt von den Erfahrungen, die er im Garten der „Grand Old Lady“ der englischen Gartenkultur, Beth Chatto, sammeln konnte, hat Peter Janke in Hilden bei Düsseldorf seine ganz eigene Interpretation ihrer Maxime der „right plant right place“ umgesetzt und zahlreiche kreative Stauden- und Gehölzkombinationen entwickelt.
der Kiesgarten in Peter Jankes Hortvs
Im Hinblick auf Staudenreichtum und Einfallsreichtum bei deren Verwendung bildete dieser Garten zum Abschluss noch einmal einen Höhepunkt unserer Reise.
im Silbergarten