Unter dem Motto ‚Der Traum von England‘ fand vom 16. bis zum 19. August meine letzte diesjährige Gartenreise ins Dessau-Wörlitzer Gartenreich statt. Dort hat der Fürst Franz von Anhalt-Dessau Ende des 18. Jahrhunderts den ersten englischen Landschaftsgarten auf dem europäischen Kontinent anlegen lassen und damit seinen Traum von England verwirklicht.
Der Wörlitzer Park mit dem Schloss
Doch es gig auf dieser Reise nicht nur um historische Parks und Gärten, sondern wir besuchten am Anreise- und Rückreisetag auch einige zeitgenössische private Gärten. Gleich unser erstes Ziel entpuppte sich zu einem Höhepunkt unserer Reise: auf dem Gelände der ehemaligen Friedhofsgärtnerei in Hannover-Ricklingen hat das Ehepaar Klaffke einen bezaubernden und höchst individuellen Garten angelegt. Kaspar Klaffke und Gesa Klaffke-Lobsien ließen die alten Frühbeetkästen und Geächshausfundamente nicht etwa abtragen, sondern nutzten sie geschickt für die Gestaltung ihres Gartens. In dem blüten- und fruchtreichen Garten fühlte sich dei Reisegruppe nicht zuletzt dank des herzlichen Empfangs der beiden leidenschaftlichen Gärtner ausgesprochen wohl.
zauberhafte Stimmung im Garten Klaffke
Von hier aus ging es weiter nach Gilzum in die Nähe von Braunschweig, wo uns die beiden Garten-Nachbarinnen Frau Pohl und Frau Germer mit Kaffee und Kuchen einen freundlichen Empfang in ihren direkt nebeneinander liegenden Gärten bereiteten.
im Garten von Frau Pohl
Obwohl die Gärtenrinnen bedauerten, dass viele Pflanzen wegen des heißen Wetters bereits verblüht waren oder unter der Trockneheit gelitten hatten, gestltete sich der Besuch hier am Rande des Elm unter den schattigen Garenbäumen sehr angenehm.
…und bei ihrer Nachbarin Frau Germer
Am Abend errichten wir dann mit Wörlitz unser Ziel, wo wir im Landhaus Wörlitzer Hof direkt neben dem Park untergebracht waren.
Am nächsten Tag erkundeten wir den Landschaftsgarten in Wörlitz mit dem dazugehörigen Schloss. Auch mit diesem Gebäude hatte der Fürst Franz und sein Architekt Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff Neuland beschritten, indem sie das erste klassizistische Gebäude auf dem Kontinent errichteten, das von einigen Zeitgenossen wegen seiner Schlichtheit etwas abschätzig als „Fabrikantenvilla“ bezeichnet wurde.
Das Wörlitzer Schloss
Dem Park war die Hitze und Trockenheit dieses Rekordsommers deutlich anzumerken, wies der See doch einen historisch niedrigen Wasserstand auf. Dennoch beeindruckten die geschickt angelegten Sichtachsen mit Tempeln, Kirchen, Häusern und Statuen als Fokuspunkte, die in diesem Garten mehr als eine bloße Staffage sind, sondern in der Regel für das Bekenntnis des Fürsten zu England, der klassischen Antike oder seinen erstaunlich toleranten Geisteshaltung stehen.
Der sogenannte Toleranzblick mit Kirche, Synagoge und Warnungsaltar
Am Nachmittag konnten wir den Park bei Kaffee und Kuchen vom Boot aus genießen und damit aus einer ganz anderen Perspektive noch einmal wahrnehmen.
Kaffeetrinken auf demWörlitzer See
Der folgende Tag führte uns zunächst einmal zurück in die Gartengeschichte mit einem Besuch des Barockgartens von Schloss Oranienbaum, das der Großmutter des Fürsten, Henriette-Catharina gehörte. Hier war besonders die große Orangerie beeindruckend, in der inzwischen wieder eine ausgedehnte Sammlung an Zitrusfrüchten überwintert wird, die den Sommer über den Garten schmücken. Aus der Zeit von Fürst Franz stammt der Chinesische Garten, der ein einzigartiges Zeugnis der Gartengeschichte in Deutschland darstellt.
Die chinesische Pagode in Oranienbaum
Von Oranienbaum ging es nach Schloss Mosigkau, ein Rokokoschloss mit einem Gatren aus derselben Epoche, das eine Tante des Fürsten bewohnte und das noch original eingerichtet ist.
Mosigkau mit den beiden Orangerien als Eingangsgebäude
Den Abschluss des Tages bildete der Besuch des bezaubernden Schlösschens Luisium, das vor allem die Frau des Fürsten, Louise, bewohnte. Leider war der Besuch des Parkes durch zahlreiche Baumaßnnahmen zum Hochwasserschutz getrübt. Eine Entschädigung bot (vor allem auch angesichts der immer noch hohen Tmeperaturen) der Besuch einer nahegelegenen Eisdiele mit kötlichem Eis.
Schloss Luisium
Bevor wir uns am Sonntag auf die Rückreise machten, statteten wir noch dem Bauhaus in Dessau einen Besuch ab, das ebenso wie das Wörlitzer Schloss Architekturgeschichte geschrieben hat und daher nicht unbedingt auf das Besuchsprogramm gehörte, auch wenn es hier keinen Garten zu bestaunen gab. Anschließend ging es zum Mittag in das Ausflugslokal Kornhaus, das vom Bauhaus-Architekten Carl Fieger entworfen wurde und direkt an der Elbe gelegen ist.
Das Bauhaus in Dessau
Auf dem Rückweg hatten wir dann abschließend noch einen höchst angenehmen Aufenthalt im Garten von Frau Hirschberger in Braunschweig, die uns mit einer Tasse Kaffee empfing. Wer hätte hier hinter einem Bürogebäude am Rande der Innenstadt einen dermaßen schönen und individuell gestalteten Garten erwartet? Nur widerwillig machte sich die Gruppe voller Eindrücke auf, um nicht zu spät am Abend wieder in Bremen anzukommen.
im Garten von Frau Hirschberger