Leben wie Gott in Frankreich – wo könnte man das besser als im Périgord. Dabei ist nicht nur die Küche dieses historischen Landstrichs im heutigen Département Dordogne berühmt, sondern auch die Qualität der Gärten hat sich – zumindest unter Gartenliebhabern – herumgesprochen.
Vom 18. bis zum 25. Mai führte meine erste Gartenreise 2018 in diese wunderschöne Landschaft, die durch Wälder, Walnusspflanzungen und Hunderte von Burgen entlang des Flusses Dordogne gekennzeichnet ist.
Nachdem uns der Zug nach Paris gebracht hatte, wurden wir dort von Nicola Hahn abgeholt, die die Reise mit mir zusammen organisiert hatte und uns als fachkundige Dolmetscherin begleitete. Weiter ging es mit dem Bus nach Orléans, wo wir unseren ersten Gartenbesuch hatten.
Was für eine angenehme Überraschung, als wir nach der langen Fahrt vom Besitzer und Gestalter der ‚Gärten von Roquelin‘ mit einer ‚Pithiviers fondant‘, einer regionalen Spezialität von der Loire, sowie Kaffee und Tee empfangen wurden und in diesem wahrhaft bukolischen Garten erst einmal zur Ruhe kommen konnten.
Zur ländlich entspannten Atmosphäre trug nicht nur das ideale Wetter bei, sondern auch die zahlreichen Tiere wie Gänse, Hühner und Schafe, die sich offenbar sehr wohl fühlten. Das Thema der Gärten sind Rosen, vor allem historische Züchtungen. Zwar war die Rosenblüte noch nicht auf ihrem Höhepunkt angelangt, dafür entschädigten uns erste perfekt geformte Blüten und die Fülle der Knospen, die uns wie ein Versprechen auf die nahe Zukunft mit einer überbordenden Rosenblüte erschien. Bemerkenswert war die Gesundheit der Rosen in diesem Garten, in dem auf Pestizide vollständig verzichtet wird.
Am nächsten Tag erreichten wir das Périgord, wo das hoch über dem Fluss Vérzére gelegene Château de Losse und seine Gärten unser erstes Ziel waren. Die schlicht gehaltenen formalen Gärten ergänzten die Schlossarchitektur ausgesprochen harmonisch, und eine Führung durch das Schloss entführte uns in die Zeit der Renaissance.
Nachdem wir unser angenehmes familiengeführtes Hotel in Siorac bezogen hatten, besuchten wir am nächsten Tag mit Eyrignac gleich einen der renommiertesten Gärten dieser Region. Als kleiner Wermutstropfen erwies sich der Umstand, dass die berühmte Weißbuchenallee und die sie umgebenden Pflanzenskulpturen gerade einem starken Rückschnitt unterzogen worden waren, so dass sie nicht den Anblick perfekter grüner Architektur boten. Dafür waren alle übrigen Bereiche dieses vollendet gepflegten Gartens in einem makellosen Zustand. Abgerundet wurde der Besuch dieser Gärten mit einem französischen Mittagessen mit typischen Speisen des Périgord wie Confit de Canard und einem Walnusskuchen zum Dessert.
Am Nachmittag besuchten wir die ‚Jardins de l’imaginaire‘, zeitgenössische Gärten in Terrasson, die von der amerikanischen Lanschaftsarchitektiin Kathryn Gustafson entworfen worden waren. Hier waren es vor allem die originellen Wassergärten, die uns überzeugten und in der Wärme des Tages eine Erfrischung boten.
Den Abschluss des Tages bildete ein Besuch beim biologisch bewirtschafteten Weingut ‚Domaine de la Voie Blanche‘, wo Madame Dalbavie uns eine kleine Einführung in den Begriff des Terroirs gab. Bei der anschließenden Weinverkostung war es eindrucksvoll, wie stark der Charakter und die Aromen des Weines durch die Bodenbeschaffenheiteen der jeweiligen Weinberge beeinflusst wurden.
Von der Reisegruppe am besten bewertet wurden die ‚Jardins de Cadiot‘, die wir am nächsten Morgen nach einem kleinen Fußmarsch in ein enges Tal erreichten. Kaum jemand hätte an diesem Ort wohl so zauberhafte und vielgestaltige Gärten erwartet. Gemüse- und Obstgarten, Päoniengarten, Labyrinth, Rosengarten, Dichtergarten, toskanischer und englischer Garten, am Ende schließlich Patios, die an Portugal oder Marokko erinnerten: der Einfalssreichtum der Besitzerin schien geradezu unerschöpflich.
Von hier aus ging es nach Saint Julien zu Sylvie Tisserand, die uns eine Einführung in die Besonderheiten der Safrankultur gab und ihre Ausführungen mit selbstgebackenen Safrankeksen sowie einem Kräutertee mit Safran abrundete.
Diesen Tag beschlossen wir mit einem Besuch der ‚Jardins d’eau‘, der Wassergärten in Carsac-Aillac, wo wir auf 550 m langen Holzstegen über dem Wasser wandeln und zahlreichen Seerosen und Lotosblumen bewundern konnten. Beeindruckend waren hier auch die enormen Koi-Karpfen, die sich von den Besuchern sogar streicheln ließen.
Durch die Gärten von Albaréde führte uns Serge Lapouge, der diese natürlich wirkenden Gärten ohne jeglichen Einsatz von Pestiziden pflegt und entwickelt. Neben den Pflanzen zeichnet er auch verantworlich für die Steinmonumente in diesem Garten, die er selbst gestaltet hat. Über seine Erfahrungen mit dem Gärtenern ohne Chmikalien hat das Ehepaar Lapouge ein Buch veröffentlich, das auch auch auf Deutsch erschienen ist.
Unsere Mittagspause machten wir an diesem Tag im malerisch gelgenen Örtchen Beynac hoch über der Dordogne. Der steile Aufstieg durch enge mittelalterliche Gassen wurde mit einem grandiosen Ausblick auf die Dordgne belohnt.
Im Bambusgarten von Planbuisson kamen Gräserliebhaber auf ihre Kosten. Zwischen den üppig wachsenden Bambusstauden kamen wir uns bisweilen ganz klein vor.
Bevor es zurück ins Hotel ging, unternahmen wir in der Höhle von Rouffignac noch eine Zeitreise in die Altsteinzeit und bestaunten die Felszeichnungen von Mammuten, Wollnashörnern, Steinböcken und Wildpferden, die hier von Künstlern vor 15.000 Jahren mit sicherer und harmonsicher Linienführung angebracht worden sind.
Am nächsten Vormittag hatten wir in aller Ruhe Zeit, die Altstadt und den Wochenmarkt von Sarlat-la-Canéda zu besuchen. Hier wurden alle kulinarischenSpezialitäten der Region angeboten, und manch‘ Mitreisender wurde in Versuchung geführt.
Von Sarlat aus ging es nach La Roque-Gageac, wo uns eine Garbare erwartete, der Nachbau eines der für die Region typischen Handelsboote, um uns einen Blick auf die malerische Dordogne-Landschaft vom Fluss aus zu ermöglichen. Bei der anschließenden Erkundung des Örtchens La-Roque-Gageac bildete der ‚Jardin exotique‘ eine kleine Zugabe, die wir gern mitnahmen.
Als letztes besuchten wir an diesem Tag noch die hängenden Gärten von Marqueyssac mit ihren ausgedehnen Pflanzungen ausFormschnitt-Buchsbäumen, die uns immer wieder Ausblicke auf die Dordogne gewährten, die sich als blaues Band durch die grüne Landschaft schlängelte.
Am nächsten Tag hieß es dann schon wieder Abschied nehmen und in Richtuung Paris aufbrechen. Doch wurde unsere Fahrt durch einen Besuch von ‚Lilianes Garten‘ in der der Nähe von Limoges aufs Angenehmste unterbrochen. Der kleinen und energiegeladenen Besitzerin Liliane Broussaudier, die uns mit vielen Erläuterungen durch ihr grünes Reich führte, nahmen wir ohne weiteres ab, dass sie diesen gleichzeitig wilden und doch geordneten Garten vollständig selbst pflegt.
In der Mittagspause am Bus sorgten kleine frische Ziegenkäse ‚Rocamadour‘ und frisches Baguette aus Siorac auf dem nüchternen Parkplatz für ein wenig französisches Flair.
Bevor wir am nächsten Tag in den Zug nach Bremen stiegen, bildete der Besuch des Pariser ‚Marche d’Aligre‘ noch eine kleine, dankbar angenommene Zugabe zu unserem Reiseprogramm. Nicola Hahn, die seit über 30 Jahren in der Stadt an der Seine lebt und sie aufs Beste kennt, machte es Freude, uns diesen ältesten Markt der Stadt mit seinem vielfältigen Angebot an Obst, Gemüse, Käse, Fisch und Flohmarktartikeln zu zeigen.
Auf der Rückfahrt hieß es dann erst einmal, das Erlebte zu verdauen. Kaum zu glauben, dass wir lediglich acht Tage unterwegs waren.
Rückmeldung einer Mitreisenden: „Es war eine wunderschöne Gartenreise, dazu das passende Wetter, Unterkünfte, Betreuung – Danke“